Mit der geplanten Reform der Riester-Rente 2026 und der Einführung des neuen Altersvorsorge-Depots ändert sich einiges für viele Sparerinnen und Sparer. Doch während die Politik das neue System als zukunftsweisend präsentiert, fragen sich viele Verbraucher:innen: Wer profitiert wirklich von diesen Änderungen? Und könnte es sein, dass am Ende die Finanzlobby mehr von Riester 2.0 hat als die Menschen, die für ihre Altersvorsorge sparen wollen?  

Wir geben dir einen einfachen Überblick über dieses komplexe Thema und zeigen dir 

  • für wen Riester 2.0 wirklich geeignet ist, 
  • welche Vor- und Nachteile es mit sich bringt, 
  • welche Interessenskonflikte problematisch sind und  
  • welche Alternativen für deine Altersvorsorge sinnvoll sein könnten. 

Achtung:

Bevor wir auf die nächsten beiden Abschnitte eingehen, müssen wir Folgendes berücksichtigen: 

Aufgrund der rechtlichen Unsicherheiten der Riester-Reform sind finale Antworten auf die kommenden Fragen aktuell nicht möglich. Der Gesetzesentwurf kann sich nach dem Ausscheiden der FDP aus der Koalition und baldigen Neuwahlen noch (stark) verändern. Es besteht die Möglichkeit, dass das Gesetz gar nicht zustande kommt. Daher machen wir uns hier hypothetische Gedanken, aber finale Entscheidungen sollten erst getroffen werden, wenn es ein konkretes Gesetz dazu gibt. 

Was ist die Riester-Rente 2.0 überhaupt? 

Die ursprüngliche Riester-Rente wurde im Jahr 2002 eingeführt und bot eine Kombination aus staatlichen Zulagen und steuerlichen Vorteilen für die Altersvorsorge, die als staatliche Förderung Riester bekannt ist. Allerdings wurde das System über die Jahre hinweg stark kritisiert, vor allem wegen den komplizierten und teuren Produkten.  

Nun plant die aktuelle Bundesregierung die Überarbeitung der privaten Altersvorsorge, inklusive einer umfassenden Riester-Reform. Das neue Altersvorsorge-Depot spielt dabei eine zentrale Rolle und wird in Fachkreisen auch „Lindner-Rente“ genannt, weil es maßgeblich vom Bundesfinanzminister Christian Lindner vorangetrieben wurde. 

Die Grundidee: Die „Lindner-Rente“ soll mehr Flexibilität und niedrigere Kosten bringen.  

Ein zentraler Unterschied ist, dass es keine Garantie auf die Beiträge mehr geben muss. Bei der klassischen Riester-Rente wurde die Beitragsgarantie oft als hinderlich für hohe Renditen gesehen, da ein Teil des Kapitals für Sicherheiten zurückgehalten werden musste. Stattdessen bietet das Altersvorsorge-Depot eine 0 %-Garantievariante. Das bedeutet, dass die Beiträge vollständig in den Kapitalmarkt investiert werden können, ohne dass ein Teil für teure Garantien zurückgehalten wird, was zu potenziell höheren Renditen führen kann. 

Wann startet die Riester-Rente 2.0 und was ändert sich? 

Die wesentlichen Änderungen der Riester-Reform sollten ursprünglich geplant ab dem 1. Januar 2026 in Kraft treten. Das Ziel der Reform ist es, eine einfachere, kostengünstigere und flexiblere Altersvorsorge zu schaffen, die mehr Menschen anspricht. 

Rahmenbedingungen: Vorher-Nachher-Vergleich 

THEMARIESTER 1.0RIESTER 2.0
STEUERLICHE ABSETZBARKEITZulagen werden im Rahmen der Günstigerprüfung mit Steuererleichterungen bis zum Höchstbetrag von 2.100 € verrechnetZulagen werden NICHT im Rahmen der Günstigerprüfung mit Steuererleichterungen bis zum Höchstbetrag von 3.000 € verrechnet
BEITRAGSGARANTIE100 % GarantieVarianten: 0 %, 80 %, 100 %
GRUNDZULAGEmax. 175 € / Jahr (abhängig vom Vorjahresbruttoeinkommen)20 Cent pro eingezahltem Euro (bis 3.000 €, ab 2030 bis 3.500 €)
KINDERZULAGEAb 2008 geboren: 300 € / Jahr pro Kind, vor 2008 geboren: 185 € / Jahr pro Kind25 Cent pro eingezahltem Euro (max. 300 € pro Kind). Unterschied: es gibt nicht mehr pauschal bis zu 300 € / Jahr, sondern Kinderzulage ist pauschal abhängig vom Einkommen
GERINGVERDIENER-ZUSCHUSSkein175 € für Geringverdiener (bis zu einem Jahreseinkommen von 26.250 €)
BERUFSEINSTEIGER- BONUS UNTER 25J1 x 200 €3 x 200 €
MINDESTEINZAHLUNG60 € pro Jahr120 € pro Jahr
FRÜHESTMÖGLICHE AUSZAHLUNG62 J65 J
AUSZAHLUNGS-OPTIONENLebenslange Leibrente; Bis zu 30% Kapitalentnahme möglichWahl zwischen Leibrente oder Auszahlungsplan bis 85 ohne Restverrentungspflicht

 

Drei Varianten von Riester 2.0

VARIANTEBESCHREIBUNG
VARIANTE 1:
ALTERSVORSORGEDEPOT ÜBER BROKER/BANKEN MIT 0 % GARANTIE
Alle Beiträge werden vollständig in den Kapitalmarkt investiert, was potenziell höhere Renditen bietet. Investierbar sind u.a. Aktien, Anleihen, Investmentfonds und ETFs. Nicht investierbar sind riskantere Finanzprodukte wie Optionen und Zertifikate.
VARIANTE 2:
VERSICHERUNGS-PRODUKT MIT 80 % GARANTIE
Ein Teil des Kapitals wird garantiert, während der Rest investiert werden kann in zum Beispiel ETFs oder klassische Investmentfonds.
VARIANTE 3:
VERSICHERUNGS-PRODUKT MIT 100 % GARANTIE
Die "quasi alte" Variante, bei der alle eingezahlten Beiträge zu Beginn der Auszahlungsphase garantiert sind und nur ein verringerter Teil in ETFs oder klassische Investmentfonds investiert wird.

Diese Varianten bieten unterschiedliche Chancen und Risiken, je nach deinem individuellen Sicherheitsbedürfnis und Anlageziel.  

Die 0 %-Garantievariante scheint aus unserer Sicht eine sinnvolle und kostengünstige Lösung zu sein, die eine willkommene Alternative darstellt.

Für wen lohnt sich Riester 2.0 wirklich?

Wir haben uns für dich die Mühe gemacht und alles sorgfältig durchgerechnet, da wir selbst keinen umfassenden Vergleich in dieser Art und diesem Umfang finden konnten. Und dabei ist so einiges ans Licht gekommen.   

Spoiler: Unsere Berechnungen zeigen, dass Riester 2.0 nahezu für alle Vorteile bringt, außer für Geringverdiener:innen mit einem Kind oder mehr. In diesen Fällen hat es leider deutliche Nachteile.  

Lass uns das gemeinsam Schritt für Schritt und an konkreten Beispielen durchgehen. 

Ausgangslage 

Für unser Beispiel haben wir drei fiktive Personen genommen: 

  • Einkommen #1: 80.000 € Jahresbrutto 
  • Einkommen #2: 26.000 € Jahresbrutto 
  • Einkommen #3: 3.000 € Jahresbrutto* 
  • Alter: 45 Jahre, mit einer Ansparphase von 22 Jahren 

*symbolisch gewählt, damit in der Beispielrechnung nur der Mindestbeitrag von 60 € pro Jahr gezahlt werden muss, um die maximale Zulage zu erhalten. Jede Person wird betrachtet mit: 

  • keinem Kind 
  • einem Kind 
  • zwei Kindern 

Zulagen- und Steuervergleich: Riester-Rente 1.0 vs. Riester-Rente 2.0 für verschiedene Einkommensgruppen  

Die Zulagen und Steuerersparnisse haben wir über die gesamte Laufzeit von 22 Jahren hochgerechnet. Dabei gehen wir immer davon aus, dass die Person bei Riester 1.0 den Jahresbeitrag einzahlt, der notwendig ist, um die maximale Zulage zu erreichen. Des Weiteren haben wir den maximale Eigenbetrag auf 2.100 € pro Jahr festgelegt, um eine Vergleichbarkeit herzustellen.  

Einkommen #1
FamiliensituationRiester 1.0 Zulagen (€)Riester 2.0 Zulagen (€)Riester 1.0 Steuerersparnisse (€)Riester 2.0 Steuerersparnisse (€)
Keine Kinder3.5008.40014.70717.640
1 Kind9.50014.4008.40717.640
2 Kinder15.50020.4002.10717.640

Einkommen #2
FamiliensituationRiester 1.0 Zulagen (€)Riester 2.0 Zulagen (€)Riester 1.0 Steuerersparnisse (€)Riester 2.0 Steuerersparnisse (€)
Keine Kinder3.5004.1601.6295.129
1 Kind9.50012.860-5.129
2 Kinder15.50018.060-5.129

Auswertung: Der Vergleich zeigt, dass Riester 2.0 insbesondere für Personen mit hohem und mittlerem Einkommen sowie für Haushalte ohne oder mit wenigen Kindern finanziell vorteilhafter ist. Die höheren Zulagen und Steuerersparnisse können die Beitragskosten effektiver abfedern. Dies gilt besonders für Haushalte mit zwei Kindern, die von den stark erhöhten Zulagen im neuen System profitieren. Die steuerlichen Vorteile machen die Riester-Rente 2.0 insgesamt vorteilhafter im Vergleich zur vorherigen Version. 

Einkommen #3
FamiliensituationRiester 1.0 Zulagen (€)Riester 2.0 Zulagen (€)Riester 1.0 Steuerersparnisse (€)Riester 2.0 Steuerersparnisse (€)
Keine Kinder3.5003.980keinekeine
1 Kind9.5004.580keinekeine
2 Kinder15.5005.180keinekeine

Auswertung: Für Geringverdiener:innen zeigt der Vergleich, dass Riester 2.0 im Vergleich zu Riester 1.0 erhebliche Nachteile mit sich bringen kann. Besonders Haushalte mit Kindern sind im neuen System stark benachteiligt, da die Zulagen im Vergleich zur alten Version deutlich reduziert sind. Dies führt dazu, dass Geringverdiener:innen insgesamt weniger Unterstützung erhalten, was ihre finanzielle Belastung erhöht und die ursprüngliche Intention der Förderung dieser Gruppe verfehlt.

Solltest du JETZT lieber warten, bis die Riester-Rente 2.0 kommt? 

Hier müssen wir unterscheiden, ob es sich um einen Neuabschluss handelt – also ob du bisher keinen Riester-Vertrag hattest – oder ob du von einem alten Vertrag in einen „neuen“ Vertrag wechseln möchtest. Grundsätzlich gibt es diese Möglichkeit heute schon, und sie wird auch in Zukunft bestehen bleiben. Das bedeutet, dass du jederzeit auch in ein Riester 2.0-Produkt wechseln könntest. 

 1. Neuabschluss eines Riester-Vertrages

Für Sparerinnen und Sparer, die sich für flexiblere und kostengünstigere Lösungen interessieren, könnte das Warten auf die Riester-Reform auf den ersten Blick Vorteile bringen – insbesondere durch die potenziell höheren Renditen der 0 %-Garantievariante.  

Praktisch jedoch ist es nicht sinnvoll zu warten – weder für Sparer:innen mit hohem oder mittlerem Einkommen, noch vor allem für Geringverdiener:innen.  

Der Grund: In der Zeit bis 2026 erhält man keine Zulagen, Steuerersparnisse und Zinsen auf Beides. Es gibt aber einen sehr wichtigen und grundsätzlichen Punkt, den du bei einem Neuabschluss beachten solltest. Der folgt im Anschnitt „Wichtiges zu Riester 1.0 oder Riester 2.0 Neuabschlüssen bzw. Erhöhungen“.

2.Wechsel von einem bestehenden Riester 1.0 Vertrag zu einem neuen Riester 1.0 Anbieter

Wer bereits einen bestehenden Riester-Vertrag hat, sollte tendenziell abwarten und nicht von einem provisionsbasierten Riester 1.0 Vertrag zu einem anderen provisionsbasierten Anbieter wechseln. Auch dazu mehr unter „Wichtiges zu Riester 1.0 oder Riester 2.0 Neuabschlüssen bzw. Erhöhungen“. 

Solltest du von Riester 1.0 in Riester 2.0 wechseln, wenn es 2026 eingeführt wird? 

Für bestehende Riester-Sparer:innen stellt sich die Frage, ob ein Wechsel ins neue System der Riester-Rente 2.0 sinnvoll ist. Grundsätzlich lässt sich sagen: 

  • Geringverdiener:innen mit Kindern sollten auf keinen Fall wechseln, da die alten Förderungen weiterhin gelten und ein Wechsel zu deutlich schlechteren Zulagen führen würde. 
  • Für Personen mit mittlerem und hohem Einkommen könnte sich ein Wechsel tendenziell lohnen, wenn folgende Voraussetzungen gegeben sind: 
    • Garantierter Rentenfaktor weicht nicht eklatant ab (bisher sind keine Regelungen hier bekannt; der Rentenfaktor bestimmt die Höhe der späteren garantierten Rente aus den eingezahlten Beiträgen) 
    • Der aktuelle Vertragswert ist nicht deutlich unter dem Garantievermögen (das Garantievermögen ist der Betrag, der mindestens zur Auszahlung kommen muss) 
    • Verträge wurden auf Provisionbasis abgeschlossen (das bedeutet, dass der Berater für den Abschluss eine Vergütung erhält, die vom Anbieter des Produkts bezahlt wird. In der Regel war die Beratung für den Kunden kostenlos, und fast alle Berater:innen in Deutschland, genauer gesagt 99,8 %, arbeiten auf diese Weise) 

Dies sind jedoch nur erste Einschätzungen. Wir müssen die weitere Gesetzgebung und Ausgestaltung der Reform der privaten Altersvorsorge abwarten. Eine individuelle Prüfung ist ratsam, am besten durch eine unabhängige Honorarberatung. 

Vielleicht fragst du dich, warum wir hier nur über provisionsfreie Varianten und Versicherungslösungen gesprochen haben, aber die Depotlösung mit 0 % Garantie nicht erwähnt wurde. Das erklären wir im nächsten Abschnitt genauer.

Warum Provisionen problematisch sind, Interessenskonflikte auslösen und die Riester-Reform ein Paradebeispiel dafür werden könnte 

Die wichtigste Frage: Wer profitiert wirklich von der Riester-Reform?  

Sind es die Sparer:innen, die eine günstige Altersvorsorge suchen, oder die Berater:innen, die durch hohe Provisionen Geld verdienen?

Jeder, auch Politiker:innen, sollten sich diese Frage bei der Umsetzung des Gesetzes stellen. Aber kommen wir erst einmal zu den Provisionen. 

Provisionen führen zu Interessenskonflikten, weil Berater:innen oft nicht im besten Interesse der Kund:innen handeln, sondern Anreize haben, teurere Produkte zu verkaufen, für die sie höhere Provisionen erhalten. Das bedeutet, dass Sparer:innen häufig Verträge abschließen, die höhere Kosten verursachen und nicht die besten Renditechancen bieten. Die Beratung scheint zwar kostenlos zu sein, weil der Berater vom Anbieter bezahlt wird, aber diese Kosten werden letztlich durch höhere Gebühren an die Kund:innen weitergegeben. 

Riester-Verträge, die auf Provisionsbasis abgeschlossen werden, sind oft jahrelang im Minus. Das heißt, der Vertragswert ist niedriger als das, was du eingezahlt hast. Das liegt daran, dass die Provision für den Vermittler:innen sofort an ihn ausgezahlt wird und die Versicherung diese Provision in den ersten fünf Jahren ein zu eins von deinen eingezahlten Beiträgen abzieht. Bei einem Jahresbeitrag von 2.100 € kommen so teilweise nur 1.400 – 1.500 € wirklich als Sparbetrag in deinem Vertrag an.

Um die Interessenskonflikte klar aufzuzeigen, die die Riesterreform bei Provisionsberater:innen, die 99,8% des Beratermarkts in Deutschland ausmachen, also Finanzvertriebler, Banker, Versicherungsmakler und viele mehr, wollen wir sie ganz konkret benennen.

Interessenskonflikte die durch die Riester-Reform entstehen: 

1. Konflikt, wenn dir dein Provisionsberater die Depotvariante mit 0 % Garantie empfiehlt:

Ein möglicher Interessenskonflikt besteht darin, dass für die Versicherungsvarianten bei einem Neuabschluss bis zu 4.800 € Abschlussprovision gezahlt werden könnten. Für die Depotvariante, beispielsweise bei Neobrokern wie Scalable, Trade Republic oder Smartbroker, gibt es hingegen nur eine Tippgeber-Pauschale von maximal 50-150 €. Das macht die Depotvariante für Berater:innen finanziell weniger attraktiv.
 

2. Konflikt, wenn dir dein Provisionsberater den Umstieg auf Riester 2.0 empfiehlt:

Würde ein Umstieg auf die 0 %-Garantie-Depotvariante für eine risikoaffine Person sinnvoll sein, der Kunde aber noch einen Riester 1.0 Vertrag bei einem Provisionsberater hat, der vielleicht erst ein Jahr alt ist, müsste der Berater einen großen Teil seiner Provision zurückzahlen, da dies als „Storno“ gelten könnte. Solch eine Empfehlung würde also mit einem direkten Verlust für den Vermittler*in bedeuten und wäre somit sehr “schmerzhaft”.

3. Konflikt, wenn dir dein:e Provisionsberater:in, die alte Variante beizubehalten empfiehlt:

Ein weiterer Interessenskonflikt besteht, wenn der alte Riester 1.0 Vertrag schon älter ist und noch gute Vertragsbedingungen hat, wie z. B. hohe Rentengarantiefaktoren. In einem solchen Fall wäre ein Wechsel wahrscheinlich nicht sinnvoll. Ein Provisionsberater könnte jedoch bei einem Wechsel zu einem Riester 2.0 Versicherungsprodukt neue Abschlussprovisionen verdienen. Wer gewinnt in diesem Fall – das Gewissen des Beraters oder sein Portemonnaie?
 

Zudem gibt es noch einen weiteren Interessenskonflikt. Ältere Verträge enthalten oft andere, meist höhere Kalkulationsgrundlage für Abschlussprovisionen als neuere, reguliertere Verträge. So könnte also für die Erhöhung eines alten Riester 1.0 Vertrags mehr Provision fließen als für den Abschluss eines neuen Riester 2.0 Vertrags.

4. Konflikt, wenn dir dein Provisionsberater eine Erhöhung oder den Wechsel zu Riester 2.0 mit 0 % oder 80 % Garantie empfiehlt:

Wie unsere Beispielrechnungen gezeigt haben, verspricht die Riester-Rente 2.0 in vielen Varianten eine höhere Förderung. Wenn sich der Kunde jedoch für eine 0 % Garantie-Depotvariante interessiert, könnte der Provisionsberater leer ausgehen. Eine Erhöhung des Riester 1.0 Vertrags von 2.100 € auf 3.500 € würde hingegen etwa 1.200 € neue Provision bringen. Kann der Berater bei dieser Aussicht wirklich neutral beraten?

Du siehst also, dass durch die Riester-Reform klare Interessenskonflikte bestehen, insbesondere für Provisionsberater:innen. Die finanzielle Motivation der Berater:innen könnte dazu führen, dass dir Empfehlungen gegeben werden, die eine höhere Provision versprechen.

Alternative: Honorarberatung 

Eine mögliche Lösung für die genannten Interessenskonflikte ist die Honorarberatung.  

Bei Honorarberater:innen erfolgt die Vergütung unabhängig von Produktverkäufen oder Abschlussprovisionen. Stattdessen zahlt der Kunde direkt für die Beratung, was sicherstellt, dass der Berater wirklich im Interesse des Kunden handelt. So wird das Risiko vermieden, dass Produkte nur wegen der hohen Provisionen empfohlen werden.  

Das Ziel ist eine objektive und transparente Beratung, die sich wirklich an den Bedürfnissen der Sparer:innen orientiert. So könnte also häufiger eine 0 % Garantie-Depotvariante empfohlen werden oder Versicherungsverträge, die keine Provisionen enthalten, sogenannte Nettotarife, die häufig deutlich günstiger sind als vergleichbare Provisionstarife (Bruttotarife). 

Unsere Forderungen an die Politik 

Hat die Finanzlobby wieder ihre Finger im Spiel?  

Die Einführung der Versicherungsprodukte mit Garantien innerhalb von Riester 2.0 könnte darauf hindeuten, dass hier möglicherweise mehr auf die Interessen der Finanzlobby als auf die der Verbraucher:innen geachtet wurde. Während die Depotlösung ohne Garantie eine sinnvolle, kostengünstige Alternative darstellt, scheinen die Versicherungsprodukte erneut in den Vordergrund zu drängen – Produkte, bei denen vor allem Vermittler:innen und Vertriebe, die Provisionen, verdienen profitieren könnten.

Wir können uns jetzt schon bildlich vorstellen, wie der „Jahresendspurt 2025“ und die „Vertriebssau 2026“, die durchs Dorf getrieben wird, bei Finanzvertrieben, Banken und Versicherungsmakler:innen aussieht. Leider.

Daher fordern wir von der Politik und Interessensvertreter:innen: 

1. Provisionsverbot für Versicherungstarife: Nur Nettotarife sollten erlaubt sein, um im Sinne der Verbraucher:innen zu handeln und die Fehler von Riester 1.0 nicht zu wiederholen. Ein Provisionsverbot würde sicherstellen, dass die Berater:innen keine Anreize haben, teure Produkte zu verkaufen, die ihnen selbst mehr Provision bringen.

Wir haben mit vielen Produktentwicklern aus der Finanzindustrie gesprochen und sie unterstreichen, dass vor allem Provisionen die eigentlichen guten Ideen bei Riester 1.0 kaputtgemacht haben. 

2. Geringverdiener:innenbonus auch für Kinder: Wir fordern, dass Geringverdiener:innen zusätzlich einen Kinderbonus von 300 € pro Kind erhalten. Dies würde sicherstellen, dass auch Familien mit geringem Einkommen besser unterstützt werden. 

Fazit

Riester 2.0 bringt einige vielversprechende Änderungen mit sich, wie mehr Flexibilität und kostengünstigere Varianten. Dennoch bleibt offen, ob die Reform wirklich im Sinne der Verbraucher:innen umgesetzt wird oder ob erneut die Interessen der Finanzlobby im Vordergrund stehen. Für Gutverdiener:innen könnten sich Vorteile ergeben, während es weiterhin Risiken für Geringverdiener:innen und Interessenskonflikte gibt, vor allem bei provisionsbasierten Produkten. Letztlich bleibt abzuwarten, wie die Reform konkret umgesetzt wird und ob die Verbraucher:innen davon tatsächlich profitieren.  

Was du mitnehmen solltest: Es ist ratsam, Entscheidungen erst zu treffen, wenn das Gesetz endgültig verabschiedet ist. Eine Ausnahme gibt es allerdings!

Wenn du provisionsfreie Lösungen für deine Altersvorsorge wählst, brauchst du auf keine Lösungen/Entscheidungen der Politik warten. Im Provisionsbereich wäre das allerdings anders, weil die Provisionskosten bis zu dem Start der neuen Riestermöglichkeiten deinen Vertrag wahrscheinlich zu sehr belasten würden. 

JETZT ERSTTERMIN BUCHEN