Der DAX ist eine kleine Berühmtheit. Viele kennen und schätzen den Index, der die größten 30 deutschen Unternehmen enthält. Aber wie steht es um seinen Kontrahenten, den MDAX? Sein Name klingt vielleicht eine Spur cooler, aber das ist wohl nicht der Grund, weshalb auch der MDAX immer mehr an Beliebtheit zunimmt. Letzterer spiegelt die Entwicklung der 60 größten Unternehmen wider, die vor allem hinsichtlich Marktkapitalisierung auf die 30 Unternehmen des DAX folgen. In diesem Artikel machen wir den ETF-Check und schauen uns an, welcher von beiden in den letzten Jahren die bessere Performance zeigen konnte, was die größten Unterschiede sind und wer am Ende das Rennen macht. Mit diesem ETF-Check findest du heraus, ob der DAX oder doch eher der MDAX ideal für dich ist.
Der Renditevergleich
Vergleich Marktkapitalisierung/Vermögenswachstum von IShares Core DAX-ETF und IShares MDAX von 2006 bis 2021, Quelle: Morningstar
Da braucht man kein zweites Mal hinzusehen: Der MDAX kann nicht nur aktuell eine höhere Performance als der DAX vorweisen, sondern konnte dies auch bereits im Laufe der letzten 15 Jahre. So ist er innerhalb der letzten 15 Jahren 2,37 % besser gelaufen als der DAX. Schaut man sich sogar den 10-Jahres-Zeitraum an, in dem die Finanzkrise nicht mehr so ein schweres Gewicht hat, ist es sogar ein Unterschied von 3,7 %.
Hätte man 2007 jeweils eine Millionen € in den DAX und den MDAX investiert, hätte man zum heutigen Zeitpunkt 2,4 Millionen € mit dem DAX erzielen können und sage und schreibe 3,4 Millionen € mit dem MDAX. Im Nachhinein liegt die Entscheidung auf der Hand, aber eine Glaskugel für die Zukunft hat natürlich keiner.
Der Ländervergleich
Prozentuale Länderverteilung von IShares Core DAX-ETF und IShares MDAX, Quelle: Morningstar
Nur zwei Länder sind im DAX vertreten. Zum einen das Vereinigte Königreich mit 10,3 % und das nur, da die deutsche Firma Linde PLC ihre operative Zentrale im britischen Guildford hat. Zum anderen natürlich Deutschland, und zwar mit einem überproportionalen Anteil von 89,7 %.
Der MDAX enthält drei Länder. Deutschland ist am dominantesten vertreten, und zwar mit 68,1 %, gefolgt von den Niederlanden mit 11,1 % und den USA, mit nur 2,8 %.
Der Unternehmensvergleich
Vergleich prozentuale Aufteilung der enthaltenen Unternehmen im IShares Core DAX-ETF und IShares MDAX, Quelle: Morningstar
Der DAX enthält aktuell 34 Unternehmen, der MDAX 61 Unternehmen. Im DAX sind die Firmen Linde PLC mit 10,35 %, SAP SE mit 9,13 % und Siemens mit 8,78 % die drei größten Unternehmen. Das Kerngeschäft von Linde PLC sind Gase und Prozessanlagen, die Gase gewinnen oder herstellen. SAP SE entwickelt Systeme und Produkte in der Datenverarbeitung.
Im MDAX sind die drei dominantesten Unternehmen sehr bekannte Firmen. So steht auf Platz 1 Airbus mit 9,88 %, auf Platz 2 Zalando mit 4,60 % und auf Platz 3 Porsche mit 4,44 %.
Der regionale Vergleich
Vergleich prozentuale regionale Aufteilung von IShares Core DAX-ETF und IShares MDAX, Quelle: Morningstar
Der DAX hat – wie bereits zu erwarten war – hauptsächlich Europa mit 89,7 % als Region vertreten und mit 10,3 % das Vereinigte Königreich. Ähnlich sieht es beim MDAX aus. Dieser ist regional gesehen ebenfalls auf Europa fokussiert, und zwar mit 89,7 % und mit 10,3 % in das Vereinigte Königreich.
Der Branchenvergleich
Vergleich prozentuale Branchenverteilung von IShares Core DAX-ETF und IShares MDAX, Quelle: Morningstar
Die Branchenverteilung zeigt spannende Unterschiede zwischen dem MDAX und dem DAX auf. Der MDAX ist mit 22,0 % in die Branche der Industriegüter involviert, mit 19,2 % in Zyklische Konsumgüter und mit 15,0 % in den Gesundheitssektor. Im Gegensatz zum DAX ist er vor allem deutlich mehr in Immobilien, Kommunikation und Industriegüter involviert.
Der Marktkapitalisierungs- und Stil-Vergleich
Vergleich Marktkapitalisierung und Stil von IShares Core DAX-ETF und IShares MDAX, Quelle: Morningstar
In dieser Grafik sieht man zwei spannende Aspekte: Zum einen wie die Marktkapitalisierung aussieht und zum anderen, wie die Unternehmen in den Indizes bewertet wurden.
Bezüglich der Marktkapitalisierung gibt es einen großen Unterschied zwischen dem MDAX und dem DAX. Während der DAX fast nur große Unternehmen enthält, und zwar zu 99,1 %, sind mittelgroße Unternehmen nur mit einem sehr geringen Anteil von 0,9 % vertreten und kleine Unternehmen überhaupt nicht.
Der MDAX enthält dagegen sehr viele mittelgroße Unternehmen, nämlich 44,5 %, nur 12 % kleine Unternehmen und ebenfalls einen dominanten Anteil von 54,3 % an großen Unternehmen.
Rating-Agenturen, in diesem Fall die Rating-Agentur „Morning Star“, legen fest, ob die Unternehmen, die in einem Index enthalten sind, beispielsweise über- oder unterbewertet sind. Diese Informationen finden sich in dem unteren Teil der Grafik unter dem Begriff „Stil“. Hier sieht man, wie viele Unternehmen prozentual unterbewertet sind (Value, in dunkelblau gekennzeichnet), neutral (Core, in hellblau markiert) oder überbewertet sind (Growth, in hellgrün).
Der DAX hat am meisten Value-Unternehmen, und zwar 43,3 %. Core-Unternehmen sind mit 36,4 % vertreten und Growth-Unternehmen mit 20,3 %. Der MDAX hat vorrangig Growth-Unternehmen, was auch die gute Performance in den letzten Jahren erklärt, nämlich 47,3 %. Der Anteil der Core-Unternehmen liegt bei 29,7 % und auf Platz 3 stehen Value-Unternehmen mit 23,0 %.
Der Risiko-Rendite-Vergleich
Wenn man sich für einen ETF entscheidet, ist das Risiko-Rendite-Verhältnis für viele Anleger:innen besonders wichtig. Schaut man sich nun die Grafik an, kann man auf der X-Achse die Volatilität betrachten und auf der Y-Achse die Renditeentwicklung. Der MDAX hat eine Rendite von etwas mehr als 9,5 % und eine Volatilität von etwa 19. Der DAX hingegen zeigt eine etwas niedrigere Rendite, nämlich ca. 8,5 %, allerdings eine viel höhere Volatilität von knapp 21 %.
Risiko-Rendite-Verhältnis von IShares Core DAX-ETF und IShares MDAX 2001 bis 2021, Quelle: Morningstar
Der Maximalverlust-Vergleich
Vergleich Maximalverlust von IShares Core DAX-ETF und IShares MDAX 2001 bis 2021, Quelle: Morningstar
Nicht jede:r Anleger:in verkraftet Verluste gut. Das muss auch nicht sein. So kann man sich ganz genau anschauen, wie tief die einzelnen ETFs im Maximum gefallen sind, um „abzuklopfen“ bzw. zu entscheiden, ob man bereit wäre, diese vorläufigen Verluste auszuhalten. Während der DMAX um 60,26 % gefallen ist (hier in blau gekennzeichnet), ist der DAX um 1,2 % tiefer gefallen.
Der Nachhaltigkeitsvergleich
Vergleich Nachhaltigkeit on IShares Core DAX-ETF und IShares MDAX im ESG-Risikoüberblick, Quelle: Morningstar
Die von Morning Star zur Verfügung gestellten Scores bewerten, wie nachhaltig der Inhalt eines ETFs ist. Dabei geht es um ungemanagte ESG-Risiken. Je kleiner der Wert ist, umso besser steht es um das Zertifikat „Nachhaltigkeit“. Während der MDAX bei 22,7 steht, ist der DAX mit 19,2 nachhaltiger als sein Kontrahent.
Der Inhaltsvergleich
Vergleich Themen/Produkte, in die IShares Core DAX-ETF und IShares MDAX investieren, Quelle: Morningstar
Welche kritischen Inhalte entpuppen sich, wenn man den MDAX und den DAX ganz genau analysiert? Der MDAX ist am stärksten in den Bereich „Rüstung“ involviert, und zwar mit 11,09 %. Der DAX hingegen ist am meisten in „Stammzellen“ involviert, nämlich mit einem großen Anteil von 19,47 %, gefolgt von dem Thema „Pestizide“, und zwar mit 9,84 %. Auf Platz 2 steht beim MDAX das Thema „Kontroverse Waffen“ mit 9,93 %. Ansonsten sind beide, wenn auch der DAX deutlicher, in das Thema „Atomkraft“ verwickelt. Der MDAX ist ansonsten noch mit 1,16 % in „Kleine Waffen“ involviert, der DAX in zwei andere Bereiche, und zwar in „Genetisch veränderte Organismen“ (4,53 %) und „Kohle“ (1,81 %).
Die Treibhausgasbilanz
Vergleich Treibhausgas-Score von IShares Core DAX-ETF und IShares MDAX, Quelle: Morningstar
Dieser Vergleich ist spannend, um herauszukristallisieren, in welchem Maße die Unternehmen des jeweiligen ETFs in fossile Brennstoffe, arktisches Erdöl- und Erdgas, in die Öl- und Gasproduktion bzw. -gewinnung sowie Kraftwerkskohle und -gewinnung involviert sind. Während die Bilanz oben bezüglich Nachhaltigkeit positiv für den MDAX ausfiel, sieht es in dieser Kategorie anders aus. Zwar ist der MDAX in fossile Brennstoffe und Öl- und Gasgenerierung involviert, allerdings zu „nur“ 0,91 %. Der DAX hingegen ist in viele weitere Sparten involviert und das zum Teil auch recht deutlich. So zum Beispiel mit 3,62 % in fossile Brennstoffe, mit 5,45 % in arktisches Erdöl- und Erdgas, mit 3,62 % in die „Öl- & Gas-Gewinnung“ und zudem mit 1,89 % in „Kraftwerkskohlegewinnung“.
Fazit
Der Vergleich des DAX und des MDAX zeigt: Die Unterschiede sind groß. Klarer Gewinner bezüglich der besseren Performance ist der DMAX. In 15 Jahren hat er 2 ½ % bessere Rendite erzielen können als sein Kontrahent. Hätte man 2007 jeweils eine Millionen € in den DAX und den MDAX investiert, hätte man zum heutigen Zeitpunkt 2,4 Millionen € mit dem DAX erzielen können und sage und schreibe 3,4 Millionen € mit dem MDAX. Während der DAX die rund größten 30 deutschen Unternehmen enthält, spiegelt der DMAX die Entwicklung der 60 größten Unternehmen wider, die vor allem hinsichtlich Marktkapitalisierung auf die 30 Unternehmen des DAX folgen. Durch die größere Anzahl an Unternehmen enthält er auch mehr mittelgroße Unternehmen als der DAX. Zudem hat der MDAX mehr überbewertete Unternehmen als der DAX. Genau diese Growth-Unternehmen erklären u.a. auch die gute Performance der letzten Jahre. Auch beim Risiko-Rendite- sowie beim Maximalverlust-Vergleich entpuppt sich der MDAX als Gewinner. Obwohl der DAX beim Nachhaltigkeitsscore besser abschneidet als der DMAX, kann letzterer erneut bei der Treibhausgasbilanz punkten.
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