Obwohl die Kurse an der Börse schwanken, ist die grundsätzliche Richtung seit Jahrhunderten immer nur eine: aufwärts. Dramatische Wirtschaftskrisen sind nach wenigen Jahren nur noch kleine Dellen auf dem Weg zu neuen Höchstkursen. Aber kann diese Entwicklung immer so weitergehen? Muss nicht irgendwann Schluss sein? Und wie geht man vor, wenn man nachhaltig investieren möchte? Ob Kapitalismus und Nachhaltigkeit zu vereinbaren sind und ob die Märkte langfristig wirklich immer aufwärts gehen, schauen wir uns einmal genauer an.
Geht es immer weiter nach oben? Deutschland im Fokus
Historisch betrachtet blicken wir auf eine stetig wachsende Wirtschaft zurück. Schauen wir uns zum Beispiel Deutschland an: Ein Land, das nach der Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg in relativ kurzer Zeit eines der reichsten Länder der Erde geworden ist. Seit den 1950er-Jahren wächst das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nahezu jährlich weiter. Während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 gab es einen Einbruch und nun, nach einer zehnjährigen Wachstumsphase, hat auch das von der Corona-Pandemie geprägte Jahr 2020 die deutsche Wirtschaft schwer getroffen. So ging 2020 das BIP gegenüber dem Vorjahr um 5,0 % zurück.
Nach wie vor ist es aber so, dass ein grundsätzlicher Aufwärtstrend regiert. Aber nicht nur in Deutschland geht es an und für sich bergauf, auch weltweit lässt sich beobachten, dass die Volkswirtschaften der großen Industrieländer stetig wachsen.
Nun hören wir häufig und verständlicherweise die Frage: „Geht das immer so weiter?“. Zwar kann niemand in die Zukunft sehen, aber wir können dir Gründe nennen, die darauf hinweisen, dass es immer Unternehmen geben wird, die Gewinne erwirtschaften und sich eine Investition somit für dich lohnt.
Ein Blick in die Vergangenheit
Zunächst wollen wir einen historischen Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung werfen. Mit der Industrialisierung begann der wirtschaftliche Fortschritt. Die Entwicklung der Dampfmaschine 1712 von Thomas Newcomen und deren Weiterentwicklung durch James Watt 1769 waren der Beginn einer neuen wirtschaftlichen Epoche, die seitdem immer wieder von einer neuen industriellen Epoche abgelöst wurde. In der ersten industriellen Revolution wurden neben der Dampfmaschine zum Beispiel…
- der mechanische Webstuhl
- die Dampflokomotive
- und das Puddelverfahren (zur Eisengewinnung)
erfunden. Dadurch konnte…
- die Infrastruktur deutlich schneller ausgebaut
- die Rohstoffvorkommen effektiver abgebaut
- sowie die Textilindustrie, die Kohleförderung und die Stahlerzeugung stärker ausgebaut
werden. Es wurden zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen, wodurch die Wirtschaft und der Wohlstand der Bevölkerung rapide voranschritten, was wiederum den Konsum anderer Güter begünstigte. Auf die erste industrielle Revolution folgten zwei weitere ihrer Art. Aktuell stehen wir vor einem erneuten entscheidenden Schritt – einer Roboterrevolution, die ein extremes Produktionswachstum mit sich bringen wird: die Industrie 4.0.
Auch das sonstige technologische Wachstum hat stark zugenommen. Neue Unternehmen bringen immer wieder weitere Innovationen auf den Markt.
Weltkonzerne – damals und heute
Die Auswirkungen der stetigen Weiterentwicklung sollten nicht unterschätzt werden: Ideen, Entwicklungen und Technologien führen zu neuen Unternehmen, die anfangs nur eine Nische besetzen, wie es zum Beispiel bei Apple, Microsoft, Google, Facebook oder SAP der Fall war. All dies sind Firmen, die es vor 50 Jahren noch nicht gab. Innerhalb eines kurzen Zeitraums von etwa 10 bis 20 Jahren sind somit neue Weltkonzerne herangewachsen, wie man an den folgenden beiden Grafiken gut sehen und vergleichen kann.
Hinzu kommt, dass die Weltbevölkerung unaufhörlich wächst. Laut einer Studie des IWF und auch nach den Erwartungen der Vereinten Nationen wird die Weltbevölkerung bis 2050 auf nahezu 10 Milliarden Menschen anwachsen. Allein durchdiesen enormen Zuwachs entstehen neue, potentielle Konsumenten für die weltweite Marktwirtschaft, was dazu führen wird, dass auch Unternehmen weiterhin wachsen werden.
Nachhaltiger Kapitalismus?
Gleichzeitig verursacht jeder Mensch, der auf der Welt lebt, einen (meist zu hohen) CO2-Ausstoß. Der Klimawandel ist keine Zukunftsmusik, sondern bereits heute real. Auch wenn viele meinen, dass der Klimawandel die Generationen spaltet, muss und sollte dies nicht unbedingt so sein. Der Kapitalismus ist nämlich so lange stabil, wie es (Wirtschafts-)Wachstum gibt. Doch was ist, wenn es keine Ressourcen mehr gibt? Schon heute verbraucht allein Deutschland so viele Rohstoffe, als hätten wir noch ein paar ressourcenreiche Ersatz-Planeten in petto. Kann es also einen nachhaltigen, grünen Kapitalismus geben? Viele von euch fragen sich, wie sie selbst nachhaltiger agieren können und ganz konkret, wie sie nachhaltig ihr Geld anlegen können. Nicht erst seit Friday’s For Future und Greta Thunberg ist grünes Investment beliebt. Aber ist eine ökologisch nachhaltige Richtung mit unserer kapitalistischen Marktwirtschaft kompatibel? Auch wenn so mancher radikal argumentiert, dass der Kapitalismus ganz abgeschafft werden muss, glauben wir, dass es möglich ist, einen „nachhaltigeren Kapitalismus“ einzuschlagen.
Wie könnte dieser nachhaltige Kapitalismus aussehen? Als Anleger ist es wichtig, sich Gedanken darüber zu machen, welche Konsequenzen Anlageentscheidungen haben und, salopp gesagt, wofür das angelegte Geld eigentlich arbeitet. Diese Überlegungen bezüglich „grüner Anlageentscheidungen“ können viel bewegen. Die Entscheidung, Unternehmen auszuwählen, die nachhaltig, umwelt- und klimafreundlich wirtschaften, können professionelle Investoren wie auch private Anleger treffen. Wichtig ist dabei, dass man sich gründlich informiert, denn auch wenn viele Angebote wie zum Beispiel neue Verkehrsmodelle wie Car-Sharing mit einer „Ökonomie des Teilens“ locken, heißt das noch lange nicht, dass es im Kern nicht doch nur um die Profitabilität der Plattform, also des Unternehmens geht.
Wenn wir jetzt auf unsere Anfangsfrage zurückkommen – Können Aktien immer weiter steigen? – müssen wir nun fragen: Können Aktien immer weiter steigen, wenn die Welt immer nachhaltiger wird? Wir denken: Die Antwort ist Ja. Genau wie im Jahr 2000 die Internet- und Tech-Branche aufblühte, die bis heute boomt, werden von nun an nachhaltigere Unternehmen profitieren, denn das momentane, klimabewusste Umdenken zeigt, dass die Zeit reif dafür ist. Vielleicht ist der nächste Apple-Konzern ja ein Unternehmen, das nur auf Nachhaltigkeit setzt. Fest steht: Der Kapitalismus muss sich verändern. Unternehmen stellen sich jetzt schon jetzt darauf ein und orientieren sich an einer nachhaltigen Unternehmenskultur. Was man sich vor Augen führen sollte: Am Ende steht immer ein Konsument, der entscheidet, welche Dienstleistungen und welches Produkt er in Anspruch nimmt. Je mehr Konsumenten sich für nachhaltige Unternehmen interessieren und sich entscheiden in sie zu investieren, desto größer ist der Effekt. Würde es bei einer kleinen Masse bleiben, die nachhaltiger investiert, würde das am großen Ganzen nicht viel ändern. Bei wachsendem Druck vieler Konsumenten allerdings, müssen sich langfristig selbst Unternehmen wie der Nestlé-Konzern entwickeln und auf den „Nachhaltigkeits-Zug“ aufspringen. Schlechte Börsenkurse mögen Unternehmer nämlich nicht und so würden sie bei massivem Druck der Konsumenten einen Vorstand wählen, der eine nachhaltigere Richtung einschlägt. Die Konsequenz: Es entstehen grünere Unternehmen und der Kapitalismus wird nachhaltiger.
Fazit
Der technologische Fortschritt besteht seit Jahrhunderten und gewinnt tendenziell immer weiter an Fahrt. Auch wenn es schlichtweg außerhalb unserer Vorstellungskraft liegt, dass das Wachstum in dieser Größenordnung weitergehen kann, wurden wir historisch gesehen stets eines Besseren belehrt. Hinzu kommt ein enormes Bevölkerungswachstum, welches dazu führt, dass neue Unternehmen für neue Absatzmärkte entstehen und andere Unternehmen weiter wachsen werden. Die aktuelle Klimaschutzdebatte regt viele private wie auch professionelle Investoren an, sich für den Umweltschutz einzusetzen – und das ist auch möglich! „Nachhaltiger Kapitalismus“ ist das Stichwort. Als Anleger kannst du ganz bewusst in nachhaltige Unternehmen investieren und so dazu beitragen, dass der Kapitalismus eine nachhaltigere Richtung einschlägt.
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