In Zeiten schlechter Börsenphasen und sich anbahnender Crashs würde man sich als Anleger:in am liebsten in einen sicheren Hafen flüchten. Aber gibt es den überhaupt? Wir schauen uns in diesem Artikel anhand von realen Crashs – wie den der Dotcom-Blase, der Finanzkrise und dem Corona-Crash – an, wie sich sich Staats- und Unternehmensanleihen, Gold, Silber und andere Rohstoffe in der Vergangenheit gegenüber dem MSCI World-Index geschlagen haben und ob sie sich als sicherer Hafen eignen. Danach weißt du nicht nur, wie du mit der nächsten Krise klarkommst, sondern kannst auch Rückschlüsse auf die aktuelle Marktsituation ziehen. Los geht’s!

Was sind eigentlich Anleihen?

Während Aktien in deinem Portfolio für die Rendite zuständig sind und damit als Motor für deine Geldanlage dienen,

sind Anleihen für die Sicherheit zuständig. Stell dir Anleihen einfach wie einen Airbag vor, der dich in einer Notsituation dann schützt, wenn du ihn am dringendsten brauchst. 

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Bei Anleihen unterscheidet man zwischen Unternehmens- und Staatsanleihen. Jedes Unternehmen kann Anleihen anbieten, um so an Liquidität zu kommen. Aber auch Staaten und Länder können Anleihen auf den Markt bringen. 

Unternehmensanleihen
Staatsanleihen

Eine Anleihe ist im Grunde ein Kredit und so wird die- oder derjenige, die oder der die Anleihen anbietet, zu einer bzw. einem Kreditnehmer:in. Kaufst du eine Anleihe, wirst du automatisch zur bzw. zum Kreditgeber:in und Gläubiger:in. Somit hast du das Recht, dein Geld am Ende der Laufzeit zurückzubekommen, inklusive der Verzinsung, die im Vorhinein festgelegt worden ist.

Beispiel jährliche Zinsauszahlung einer Anleihe

Es handelt sich bei einer Anleihe also um ein festverzinsliches Wertpapier. Anleihen werden als „sicherer Hafen“ gesehen, aber auch diese sind natürlich nicht risikolos. So sind zum Beispiel durch die Zinserhöhungen viele Anleihen und Anleihen-ETFs teilweise stark im Wert gefallen. Dabei handelt es sich allerdings um ein Muster, was historisch durchaus bekannt ist. Ob die Anleihen dadurch ihre Eigenschaft als Crash-Airbag verlieren, wirst du in diesem Artikel erfahren.

Wie kann man in Gold investieren?

Eine Geldanlage in Gold hat fast etwas Mystisches an sich, oder? Der Volksmund sieht es pragmatischer: Etwas Gold im Tresor zu haben, hat noch nie geschadet, hört man häufig. Bevor wir Gold in den greifbaren Beispielen weiter unten als sicheren Hafen in Crash-Zeiten überprüfen, ist für dich Folgendes spannend zu erfahren: Wie kannst du überhaupt in Gold investieren?

Physisch

Feinunzen oder Münzen, wie beispielsweise die Anlagemünze „Krügerrand“, kannst du erwerben und physisch in einem Tresor lagern.

Gold-ETCs

Wenn man in Gold-ETCs investiert, kaufst du dir nicht selbst physisch Gold, sondern eine Kapitalgesellschaft wie beispielsweise iShares übernimmt dies für dich. Wie auch beim physischen Gold hängt auch hier die Wertentwicklung vom eigentlichen Goldpreis ab.

Goldminen-ETFs

Wenn du dich für Goldminen-ETFs entscheidest, investierst du nicht direkt in Gold, sondern in die Unternehmen, die das Gold fördern. Es handelt sich dabei also um Aktien von Goldminenunternehmen, deren Geschäftsentwicklung und somit auch deren Aktienkurse stark mit dem Goldpreis korrelieren. Häufig schwanken sie sogar noch erheblich mehr als der eigentliche Goldpreis.

Dabei hat Gold langfristig seinen Wert gehalten, sprich Gold hat die Inflation ausgeglichen. Doch hier hört es auch schon auf, denn mehr als diesen Vorteil hat Gold in der Vergangenheit nicht gebracht. Ein passendes Beispiel dafür führen Goldverkäufer selbst an.

So bekam man im alten Rom, also vor knapp 2000 Jahren, für eine Feinunze Gold eine Toga (ein Gewand), was heute einem feinen Maßanzug entsprechen würde. Vergleicht man den Wert einer Feinunze Gold mit dem heutigen Wert, liegen wir bei 1.500 €. Für einen guten Maßanzug gibt man aktuell ca. 1.200 € aus. Gold hat also seinen Wert inflationär erhalten, sogar leicht gesteigert, aber eben über 2000 Jahre auch nicht viel mehr Rendite gebracht.

Vergleich Wert Feinunze Gold mit Toga und Maßanzug

Was versteht man eigentlich unter Rohstoff-Investments?

Immer wieder hört man, dass es sich aus Diversifikationsgründen lohnt, in Rohstoffe zu investieren. Aber nur die wenigsten wissen, in was man dort wirklich investiert: Rohstoffe sind Stoffe, die der Natur entnommen werden, um daraus etwas herzustellen. An der Börse werden zum Beispiel Fossile Energieträger (Erdöl, Erdgas, Benzin), Edelmetalle (Gold, Silber), Industriemetalle (Kupfer, Eisen), Agrarprodukte (Weizen, Kaffee, Baumwolle) und Viehwirtschaft (Schweinebäuche, Rinder) gehandelt.

Wenn du neugierig bist, was sich ganz genau hinter den verschiedenen Kategorien verbirgt, schau dir beispielsweise den folgenden Bloomberg Commodity Index an.

Bloomberg Commodity Index
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Aktien, Anleihen und Rohstoffe im Crash-Test

Es ist das Ziel von Diversifikation, das Risiko bei gleichbleibender Rendite zu senken. Ob Rohstoff-Investments in Rohstoff-ETFs dem nachkommen, schauen wir uns in den folgenden Crash-Analysen von Aktien, Anleihen, Rohstoffen und Gold einmal genauer an.

Der 11. September und der Dotcom-Crash

9/11 und auch die Dotcom-Blase wurden zu Crashs, die, neben der menschlichen Tragödie, einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden hinterließen. Der Graph unten zeigt auf, wie viel Rendite gemacht wurde (s. X-Achse) und das sechs Monate nach Beginn des Crashs (s. Y-Achse). Im Folgenden werden wir uns die Rendite der Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Gold näher angucken, um herauszufinden, welche Investitionsmöglichkeiten ein sicherer Hafen in Krisenzeiten sein können.

Entwicklung Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Gold im Crash: 11. September 2001 & Dotcom-Blase

Aktien

Wie man ganz rechts in Dunkellila erkennen kann: Der MSCI World-Index läuft im Vergleich zu Anleihen, Rohstoffen und Gold am schlechtesten, und zwar mit -19,1 %.

Anleihen

Beginnen wir mit den Staatsanleihen. Die US-Staatsanleihen (ganz links in Gelb) sind im Vergleich zu allen anderen Anleihen, aber auch den Aktien, Rohstoffen und Gold mit 7,6 % am besten gelaufen. Auf Platz 3, hier in Türkis, finden sich die US-Staatsanleihen 1-3J mit 5,7 %, gefolgt von Platz 4 der EU-Staatsanleihen alle Laufzeiten mit 5,3 %. Knapp danach in Rot mit 5,2 % folgen die EU-Staatsanleihen 3-5J und mit 3,9 % die EU-Staatsanleihen 1-3 J in Orange.

Auch die Unternehmensanleihen haben sich bezüglich Rendite nicht schlecht geschlagen. So befindet sich in Grün die EU-Unternehmensanleihen (5-7J) mit 6,2 % auf Platz 2. In Dunkelblau zeigt sich die EU-Unternehmensanleihe 1-3J mit 4,1 %. Die globalen Unternehmensanleihen aller Laufzeiten sind in Dunkelgrün mit 3,0 % markiert.

Rohstoffe

Während die allgemeinen Rohstoffe in Pink mit 1,8 % Rendite noch im Plus sind, ist Silber mit -13,2 % sechs Monate nach dem Crash deutlich im Minus.

Gold

Beginnen wir bei den Goldminen. Diese sind mit 5,0 % deutlich im Plus. Gold hingegen ist mit -6,0 % im Minus und das nicht zu knapp.

Die Finanzkrise 2008/2009

In diesem Graph sehen wir erneut die Rendite sechs Monate nach Beginn des Crashs. Dreh- und Angelpunkt ist dieses Mal die Finanzkrise 2008/2009.

Aktien

Der MSCI World hat sechs Monate nach der Finanzkrise mit -37,6 % schlecht abgeschnitten.

Anleihen

Auf Platz 1 in Gelb mit 21,9 % liegen die US-Staatsanleihen 3-7J. Gefolgt werden sie mit 15,4 % von den US-Staatsanleihen 1-3J. Auch die EU-Staatsanleihen können sich sehen lassen. Mit 8,6 % belegen sie in diesem Vergleich Platz 4 und mit 7,7 % zeigen sich in Rot stolz die EU-Staatsanleihen 3-5J. Mit 5,7 % befinden sich die EU-Staatsanleihen 1-3J. Noch im Plus, wenn auch nicht sehr deutlich, zeigen sich mit 0,2 %, in Türkis gekennzeichnet, die US-Staatsanleihen 1-3J.

Die Unternehmensanleihen schneiden etwas schlechter ab. Zwar sind die EU-Unternehmensanleihen 1-3J mit 0,9 % noch im Plus, doch die EU-Unternehmensanleihen 5-7J liegen mit -6,8 % deutlich im Minus.

Rohstoffe

Alle Rohstoffe sind sechs Monate nach der Finanzkrise im Minus. Während die Rohstoffe, hier in Pink ganz rechts gekennzeichnet, mit -50,6 im Vergleich am deutlichsten im Minus sind, ist Silber mit -30,5 % zwar etwas bessergestellt, aber trotzdem renditemäßig nicht gerade lobenswert.

Gold

Interessanterweise sind Goldminen, hier in Dunkelbraun, mit -5,1 % im Minus, Gold hingegen mit 9,6 % renditemäßig deutlich im Plus.

Die Corona-Crash 2020

In dem folgenden Graph sehen wir die Renditen von Aktien, Anleihen, Rohstoffen und Gold sechs Monate nach dem Corona-Crash.

Entwicklung Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Gold im Crash: Corona

Aktien

Mit -10,7 % hat der MSCI World, hier erneut in Dunkellila markiert, sechs Monate nach dem Corona-Crash renditemäßig schlecht abgeschlossen.

Anleihen

Die US-Staatsanleihen 3-7J weisen nach dem Corona-Crash eine Rendite von 7,2 % auf. Darauf folgen mit 4,9 % die US-Staatsanleihen 1-3J. Die EU-Staatsanleihen 1-3J, hier in Orange gekennzeichnet, sind hingegen leicht im Minus mit -0,8 %. Mit -1,6 % und in Rot zeigen sich die EU-Staatsanleihen 3-5J nach dem Crash. Noch weiter im Minus sind die EU-Staatsanleihen alle Laufzeiten mit -2,8 %.

Die Unternehmensanleihen waren sechs Monate nach dem Corona-Crash renditemäßig alle im Minus. Am deutlichsten ist dies mit -5,3 % bei den EU-Unternehmensanleihen 5-7J zu sehen, hier gekennzeichnet in Hellgrün. Die EU-Unternehmensanleihen 1-3J, markiert in Dunkelblau, liegen sechs Monate nach dem Crash bei -2,1 %. Noch am besten von den drei Unternehmensanleihen abgeschnitten haben die Globalen Unternehmensanleihen alle Laufzeiten mit -0,5 %.

Rohstoffe

Beide hier vertretenen Rohstoffe, Silber sowie Rohstoffe allgemein, haben im Vergleich sehr schlecht abgeschnitten. Während Silber, hier markiert in Hellgelb, sechs Monate nach dem Corona-Crash bei -8,7 % steht, sind es -18,4 % bei den Rohstoffen.

Gold

Gold sowie Goldminen schneiden bezüglich Rendite im Vergleich am besten ab. Gold liegt sechs Monate nach dem Crash bei 12,5 %. Goldminen weichen nicht nur im Vergleich zum Gold ab, sondern ragen insgesamt deutlich heraus. Mit sage und schreibe 40,9 % Rendite sind sie in diesem Vergleich auf Platz 1.

Insgesamt lässt sich aus allen drei Graphen und damit in allen drei Phasen nach historischen Crashs ablesen, dass sowohl Anleihen, vor allem Staatsanleihen, und Gold ein guter Crash-Puffer sind.

Der Ukraine-Krieg und die aktuelle Marktphase

Die aktuellen Zeiten sind turbulent. Der Ukraine-Krieg beschäftigt die ganze Welt und als wäre das nicht genug, müssen wir uns auch noch mit auf den ersten Blick harmlosen, langfristig allerdings mit gefährlichen Dingen wie der Inflation beschäftigen. Auch die Zinserhöhung ist ein großes Stichwort und muss in diesem Zuge genannt werden. Schnell wird tumultartig das Wort „Crash“ in den Mund genommen, aber so weit sind wir noch nicht! Wir befinden uns aktuell in einer Phase von Verlusten, die allerdings nicht – zumindest noch nicht – mit den Crash-Phasen, wie sie oben beschrieben wurden, zu vergleichen sind.  

Falls es in Zukunft doch noch einmal richtig „crashen“ sollte, hat die Auswertung der Daten ja gezeigt, auf wen Verlass ist: Anleihen und Gold haben ihre Berechtigung als Airbag.  

Du bist trotzdem nervös? Dann lass uns doch einmal schauen, weshalb die Märkte aktuell auf Tauchstation gehen. Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine bringt nicht nur unendlich schreckliches menschliches Leid mit sich, sondern auch fatale wirtschaftliche Folgen. Die Rohstoffpreise steigen auf Rekordhöhe, Lieferketten sind gestört und bei der Energieversorgung drohen reale Engpässe. Doch damit nicht genug. Immer wieder beschlossene Corona-Lockdowns in China haben nicht nur Auswirkungen auf Chinas große Volkswirtschaft, sondern auch auf die globale und damit auch die deutsche Wirtschaft. Die Konsequenzen der Pandemie sind deutlich spürbar; Die hohe Inflation betrifft uns alle. Um die Inflation zu bekämpfen, sehen sich die Notenbanken gezwungen, die Zinsen zu erhöhen. Dass dies eine Rezession zur Folge haben könnte, wird von vielen Expert:innen befürchtet.

Fazit

Durch den Blick auf die Zeit nach den historischen Crashs der Vergangenheit – sechs Monate nach der Dotcom-Blase, der Finanzkrise und zuletzt dem Corona-Crash – konnten eindeutig Muster entlarvt werden, die uns helfen, für zukünftige Krisen gerüstet zu sein. Fassen wir diese Muster daher nun zusammen:

Aktien performen schlecht. Sie haben die niedrigste Rendite, zumindest, wenn man sie kurz nach den Crashs bewertet. Dies ist völlig logisch! Gerade deshalb sind wir ja auf der Suche nach einem Airbag in Krisen-Zeiten.

Die Unterschiede zwischen den Staats- und Unternehmensanleihen verschwimmen häufig, wobei Staatsanleihen durch stabile Rendite und niedrige Volatilität besonders positiv hervortreten. Nach wie vor ist der Airbag-Effekt von Anleihen und Anleihen-ETFs unumstritten – auch wenn sie wegen der Zinserhöhungen an Wert verloren haben.

Rohstoffe machen meistens Verluste bei größeren Schwankungen. Diese seinem Portfolio beizumischen, um einen sicheren Hafen zu haben, ist also keine gute Idee. Zudem lässt auch die Rendite von beispielsweise Rohstoff-ETFs langfristig zu wünschen übrig.

Gold hingegen kommt seinem Ruf als sicherer Hafen und zum Schwankungsausgleich gegenüber Aktien in Krisenzeiten nach. Wichtig dabei zu wissen ist jedoch, dass Gold eine hohe Volatilität aufweist. Eine Beimischung kann für risikoaversere Kunden, die nicht so viel Maximalverlust in ihrem Depot ertragen wollen, sinnvoll sein.

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Dieser Blog-Artikel wurde am 09.08.2022 aktualisiert.