Hat da jemand in Köln schon zu viel Karneval gefeiert oder wie kommt man darauf, dass niedrige bis gar keine Zinsen gut für uns Sparfüchse sein sollen? Es wäre doch viel schöner drei bis vier Prozent auf dem Tagesgeldkonto, vier Prozent Garantiezins bei Lebensversicherungen und vier bis fünf Prozent für Anleihen zu erhalten, oder etwa nicht? Welche Gründe dagegensprechen und wie Niedrigzinsen dich zu einem besseren Sparer machen können, nehmen wir ganz genau unter die Lupe.
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Sparen – Warum niedrige Zinsen gut für uns sind
Rate mal, was das Lieblingshobby der Deutschen ist. Rasenmähen? Wohl eher nicht. Payback-Punkte sammeln? Da kommen wir der Sache schon näher! Das Lieblingshobby der Deutschen ist vermutlich sparen – und das am liebsten bequem und sicher. Gespart wird in Deutschland – trotz niedriger Zinsen – gerne traditionell: Auf dem Spar- oder Festgeldkonto oder durch den Abschluss eines Bausparvertrags oder einer Lebensversicherung. Wenige trauen sich an ein Wertpapierdepot. Im Gegensatz zum bekannten Bauvertrag, scheint die Angst vor Aktien bei vielen groß zu sein, denn dort gibt es eins nicht, das sich die meisten wünschen: die gute, alte Garantiesicherheit. Schauen wir uns deshalb an, wie es um Lebensversicherung, Sparbuch und Bausparvertrag entgegen vieler veralteten Annahmen so steht.
Adieu, klassische Lebensversicherung, Sparbuch und Bausparvertrag
Während der Garantiezins, also der Zins, den du in jedem Fall auf deine eingezahlten Sparbeiträge erhältst, bis zum Jahr 2003 immer über drei Prozent lag, teilweise sogar bei vier Prozent, wenn man sich die untenstehende Tabelle anschaut, sieht die Entwicklung bis heute recht mau aus. Das Dauer-Zinstief drückt die Rendite schon etwas länger und so liegt der Garantiezins seit 2017 bei 0,9 Prozent. Die Befürchtung, dass der Garantiezins bald erneut gesenkt werden müsse, steht im Raum. Kürzlich warnte der Vorstandschef Norbert Rollinger der genossenschaftlichen R+V Versicherung, die nach Beitragseinnahmen die zweitgrößte Lebensversicherung Deutschlands ist, sogar im Handelsblatt ganz konkret davor. Die Konsequenz? Neukunden von traditionellen, klassischen Lebensversicherungen müssten mit erheblichen Einbußen rechnen.
Auch beim Bausparvertrag sieht es nicht rosig aus. Das liegt vor allem an den sehr geringen Ansparzinsen. Bei 0,1 Prozent Zinsen kommt auch mit viel Geld, das man spart, nicht unbedingt mehr raus. Dazu liegt die Inflation im Schnitt bei zwei Prozent und das heißt im Umkehrschluss für dich: Dein gespartes Geld verliert an Wert und anstatt Vermögen zu generieren, machst du nur Verluste. Dabei wird man von Versicherungsvertretern meist mit dem Satz gelockt, dass man sich niedrige Zinsen jetzt sichern soll, um später einmal den Traum vom Eigenheim Realität werden zu lassen. Diese Aussage ist ziemlich gewagt, denn woher weiß derjenige, wie die Zinsen in 15 Jahren aussehen? Selbst ein Wahrsager auf der Kirmes würde einen Teufel tun, solche Prognosen in die Welt zu schreien. Auf Zinsen beim Ansparen zu verzichten, um dafür ein günstiges Darlehen zu bekommen, sollte also kein gutes Verkaufsargument sein!
Sicherheit ist gut, Garantie ist besser
Leben wir deutschen Sparfüchse also in einer verkehrten Welt? Während wir früher Zinsen dafür bekommen haben, wenn wir unser Geld zum Beispiel auf dem Giro-Konto geparkt haben, ist es heute so, dass wir fast null Zinsen bekommen und eventuell, aufgrund der Negativzinsen, bald für unser Giro-Konto zahlen müssen. Um es ganz deutlich zu sagen: Wir erhalten kaum Zinsen und müssen vermutlich bald für das Sparen selbst in die Tasche greifen. An dieser Stelle sollte sich jeder an den Kopf fassen und sich fragen: Warum bleibt unsere Lust zu sparen bei diesen Konditionen trotzdem so ungebrochen und das Geld auf dem Konto liegen?
Einmal versucht, nie wieder angefasst
Das Klischee eines typischen Deutschen? Seine (Anleger-)Seele ist sicherheitsfanatisch und garantiebegeistert. Und man sagt ja so schön: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Die gute, alte Bequemlichkeit könnte also ein Grund dafür sein, warum wir sparen, sparen, sparen, obwohl die Zeiten von hohen Garantiezinsen offensichtlich der Vergangenheit angehören. Auch erinnert man sich ja gerne deutlich an negative Erlebnisse, während positive schneller verblassen. Du hast damals schlechte Erfahrungen mit der Telekom-Aktie gemacht und seitdem fasst du grundsätzlich keine Aktien mehr an? Mit alten Ängsten und noch älteren Bausparverträgen muss jetzt endlich Schluss sein!
Status quo: Keine Zinsen weit und breit
Die alteingesessene Sparfuchs-Mentalität muss geändert werden, denn für nichts, wirklich überhaupt nichts gibt es momentan Zinsen. Das bedeutet keinesfalls, dass du aufhören solltest, Geld für die Zukunft beiseite zu legen, sondern, dass es Zeit wird, sparen endlich clever anzugehen. Umdenken ist von nun an das große Stichwort!
Warum das mit den Niedrigzinsen so bleibt
Denkst du jetzt vielleicht heimlich, dass umdenken doch gar nicht nötig ist, denn die Zinsen könnten doch auch wieder steigen? Wir denken, dass die Zinsen auch lange Zeit noch so niedrig bleiben. Die Europäische Währungsunion ist nämlich ganz schön hoch verschuldet, nämlich mit 80 Prozent des BIP. Stell dir vor, es wären einzig und allein deine Schulden, weil du nicht nur eine Wohnung, sondern direkt tausende Häuser gekauft hast, seit Monaten kein Einkommen mehr generierst, aber einen opulenten Lebensstil genießt und ab und zu mit Champagner anstatt Milch dein Müsli isst. Sagen wir, du hast fünf Billionen Euro Schulden auf dem Konto. Durch eine glückliche Fügung wird dir eine entscheidende Frage gestellt und du hast die Wahl: Wie hoch sollen deine Dispo-Zinsen sein? Jetzt wirst du doch einen Teufel tun und die Zinsen anheben, denn wie sollst du sonst jemals aus den hohen Schulden herauskommen? So ist es auch mit der EZB, auch wenn wir ihr definitiv nicht unterstellen möchten, Champagner zum Frühstück zu konsumieren.
Keine Rendite mehr ohne Risiko
Der Zins bleibt also auch auf längere Zeit gesehen niedrig, aber das ist kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken! Umdenken bedeutet in diesem Fall definitiv eine Chance. Denn durch die Negativzinsen werden wir jetzt dazu gezwungen, uns mit einer vernünftigen Geldanlage zu beschäftigen. Lies alles über den Ursprung und die Auswirkungen von Negativzinsen in unserem Artikel „Niedrigzinsen im Anmarsch: 4 hilfreiche Tipps, um sich vor ihnen zu schützen“. Eine Sache muss dir allerdings bewusst werden: Bei einer vernünftigen Geldanlage gehen Risiko und Rendite immer Hand in Hand. Gehst du mehr Risiko ein, bekommst du mehr Rendite, gehst du weniger Risiko ein, bekommst du weniger Rendite. So einfach ist das. Das geht auf die „Markowitz Portfolio Theory“ zurück, die Anfang der 1950er Jahre von dem Ökonomen und Wirtschafts-Nobelpreisträger Harry Markowitz begründet wurde. Die Portfoliotheorie hat nämlich genau das als Untersuchungsgegenstand: Die Wirkung der Wertpapier-Streuung auf die zwei entscheidenden Faktoren jeder Geldanlage, nämlich Rendite und Risiko. Markowitz verstand das Dilemma, vor dem Geldanleger stehen, denn wer geht schon gerne ein hohes Risiko ein in dem Wissen, dass man auch alles verlieren kann? Nicht nur „der typische Deutsche“, auch wir würden zu Sicherheit und gleichzeitig unrealistisch hoher Rendite nicht Nein sagen.
Welche Investition ist also am besten geeignet?
Was Markowitz zeigen konnte, war, dass es kein Dilemma ist, an dem wir Geldanleger zugrunde gehen müssen. Für ihn war es ein Fakt, dass eine höhere Rendite nur dann möglich ist, wenn auch ein größeres Risiko eingegangen wurde. Im Umkehrschluss bedeutet Sicherheit der Verzicht auf eine gute Rendite. Aber er hatte eine Lösung, die auch wir sehr beherzigen: Anstatt sich zu entscheiden, ob man ein ganz hohes Risiko eingeht oder überhaupt keines, empfahl Markowitz das Risiko zu streuen. Diversifikation heißt also das Schlüsselwort, dass die Verteilung der angelegten Summe auf mehrere Investments meint. Ein durchmischtes Portfolio zu haben ist also deutlich besser als alles auf eine Karte zu setzen. Deshalb sind ETFs am besten geeignet, denn sie erhalten zahlreiche Aktien unterschiedlichster Unternehmen, die in den verschiedensten Ländern ansässig sind.
Was genau sind ETFs?
ETFs sind für Privatanleger wie auch für professionelle Anleger eine gute Möglichkeit, ihr Geld anzulegen. ETF steht für „Exchange Traded Funds“, also börsengehandelte Investmentfonds. Sie bilden einen bestimmten Index nach, beispielsweise den S&P 500. Stell dir einen ETF am besten wie einen bunt gemischten Fresskorb vor. Nennen wir ihn mal den „S&P 500-Fresskorb“. In diesem befinden sich anstatt herzhaften Leckereien die Aktien verschiedenster Unternehmen des S&P 500, wie zum Beispiel eine „Chesapeake Energy“-Aktie und eine „American Airlines“-Aktie. Kaufst du nun Anteile dieses ETFs, kaufst du anteilig alle in diesem gemischten S&P 500-Korb erhältlichen Aktien als Paket und musst nicht jede Aktie einzeln erwerben. Wenn du also Anteile eines ETFs kaufst, dann hast du die Empfehlung von Markowitz schon in die Tat umgesetzt und das Risiko gestreut. Durch ETFs ist es nämlich möglich, eine Mischung aus Sicherheit, Rendite und Verfügbarkeit zu erhalten und individuell auf deine Wünsche einzugehen: Was ist das Ziel deiner Anlage? und: Wie lange möchtest du dein Geld anlegen?
Wie viel Risiko ertrage ich?
Damit du auch die Anteile eines für dich perfekten ETFs kaufst, ist es wichtig, dass du dich selbst gut kennst und weißt, was du für ein Anlegetyp bist. Wie viel Risiko kannst du ertragen und wann geht es dir schlecht mit einer Entscheidung? Um herauszufinden, was für ein Anlegetyp du bist, müssen vier Faktoren beachtet werden, wobei man zwischen zwei Dimensionen unterscheidet, der finanzmathematischen (in der untenstehenden Abbildung in grün markiert) und der finanzpsychologischen (in blau markiert). Zu der finanzmathematischen Dimension gehört die Risikokapazität und der Risikobedarf. Während die Risikokapazität die Höhe des Vermögens bestimmt, welche du riskieren kannst, ohne die für dich notwendige Liquidität zu berühren, bestimmt der Risikobedarf die Höhe des Risikos, die du eingehen musst, sofern du dein selbstgestecktes Ziel erreichen möchtest. Zu der finanzpsychologischen Dimension gehört die Risikobereitschaft und die Risikowahrnehmung. Diese beiden Faktoren werden gerne mal verwechselt, doch sind sie fundamental anders zu bewerten. Während davon ausgegangen wird, dass deine individuelle Risikobereitschaft ein relativ stabiles Persönlichkeitsmerkmal ist, schwankt die Risikowahrnehmung gerne mal. So wird deine Risikowahrnehmung anhand deiner Reaktion auf beispielsweise Marktschwankungen oder Krisen bewertet, während deine Risikobereitschaft deinen Willen testet, inwiefern du Verluste in Kauf nimmst, um eine höhere Rendite zu erzielen.
Wenn du dir jetzt ein Risikoprofil erstellen möchtest, klicke einfach auf den Link. Zusätzliche Informationen zum Risikoprofil findest du ansonsten auch in dem Artikel „Geldanlage: Anlegertyp Risikobereitschaft vs. Risikowahrnehmung“ oder auch hier auf unserer Website: https://www.maiwerk-finanzpartner.de/risikoprofil/.
Fazit
Niedrige Zinsen und Negativzinsen zwingen uns deutsche Sparfüchse nun dazu, sich endlich mit einer vernünftigen Geldanlage zu beschäftigen und Adieu zu klassischen Lebensversicherungen, Bausparverträgen und Sparbüchern zu sagen. Ein Umdenken muss stattfinden und das Gute daran: Mit der richtigen Einschätzung, welcher Anlegetyp du bist und den richtigen ETFs, wirst du die für dich richtige Mischung aus Verfügbarkeit, Rendite und – natürlich – Sicherheit finden. Also: Nicht den Kopf wegen niedriger Zinsen und Negativzinsen in den Sand stecken, sondern aktiv werden und endlich anfangen, clever zu sparen!
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